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CAFM-Können fängt an der Hochschule an

9. September 2017

Für die CAFM-News gab unser Anwendungstrainer & Schulungsleiter Uwe Schmidt im Herbst 2017 ein Statement zum Thema CAFM-Kenntniserwerb in FM-Studium oder -Ausbildung ab (Hier: zusammengefasste & leicht gekürzte Fassung des Artikels).

Ausgangspunkt war eine Diskussion zu Einführungshindernissen für Spezialsoftware. Wenn zukünftige MitarbeiterInnen die Anwendungskenntnisse bereits vor dem Eintritt in den Arbeitsmarkt praktisch erwerben können, kann dies über eine effiziente, schnelle und erfolgreiche Einführung von CAFM-Software entscheiden sowie die Einarbeitungsphase im neuen Job stark vereinfachen.

Entscheidung ohne Kenntnis – Das Datenproblem

Viele Entscheider denken: „Hey, ich hab ein CAFM-System gekauft, jetzt geht alles von alleine!“. Aber wie die Systeme gefüllt werden, mit den richtigen, einheitlichen und hinreichend genauen Daten zum Leben erweckt werden, wird häufig unterschätzt. Die Folge ist: Die erfolgreiche Einführung verzögert sich unverhältnismäßig wegen unzureichender Kenntnisse über Datenlage, (hausinterner) Prozesse und Ressourcen oder auch durch unzureichend qualifizierte Verantwortliche respektive Anwender und ist mit entsprechend höheren, schlecht abschätzbaren Kostenaufwänden verbunden.

Des Weiteren ist häufig eine extrem inhomogene IT-Landschaft, ebenso die persönlichen Kompetenzen und Gewohnheiten der zukünftigen Anwender sowie Personalmangel ein großer Hemmschuh. Viele Teilprozesse werden in vielen individuellen Softwarelösungen umgesetzt, an welche sich die Anwender gewöhnt haben und das Gewohnte wird nicht so schnell geändert. Steht die Geschäftsführung dann nicht hinter ihrer Entscheidung für ein CAFM-System, sind Probleme absehbar.

Kaum CAFM in der Lehre – Hochschulen mit Berührungsängsten

CAFM-Software wird viel zu selten von den entsprechenden Bildungsinstituten wirklich aktiv in der Lehre eingesetzt. Oft werden nur die theoretischen Grundlagen im Studium gelegt, ohne dass die Studierenden in direkte Berührung mit entsprechender Software kommen. Und wenn Systeme im Einsatz sind, dann ohne Einbindung in den aktiven Lernprozess mit fachbereichsübergreifenden Lehr- und Übungseinheiten. Die Gesamtprozessabbildung in CAFM-Systemen stellt jedoch einen wesentlichen Effizienz-Faktor dar. Dies muss vermittelt werden.

Einige, wenn auch nicht viele, staatliche wie private Bildungseinrichtungen haben entweder komplette Lehrstühle mit FM-Studiengängen oder Aus- und Fortbildungskurse in unterschiedlichstem Detaillierungs- und Ausprägungsgrad. Noch viel weniger Bildungseinrichtungen sind bereit, die aktive Anwendung, den Vergleich, die Einsatzbereiche, die Vor- und Nachteile der einzelnen CAFM-System im Rahmen der Ausbildung herauszuarbeiten, zu vergleichen und die Studierenden aktiv in deren Anwendung einzuweisen. Die Bildungseinrichtungen, welche entsprechende Systeme in CAFM-Laboren im Einsatz haben, kann man in Deutschland an einer Hand abzählen. Ein paar mehr haben zwar die Software da, aber mehr auch nicht. Sie überlassen die Studierenden sich selbst, eine zielorientierte, praxisbezogene Einführung und Anwendung der Systeme erfolgt in den seltensten Fällen!

Spricht man Lehrinstitute auf diesen Fakt an, erhält man häufig die Antwort: Man dürfe sich als Anstalt öffentlichen Rechts nicht an einen Systemhersteller binden! In der gesamten Bildungslandschaft werden IMMER herstellertypische Software-Lösungen von Herstellern namhafter Office- und Managementlösungen eingesetzt. Alles kein Problem – außer bei CAFM-Software!?

Auswirkungen auf zukünftige Arbeitgeber

Unternehmen können selten auf Studierende oder neue Mitarbeiter zählen, welche sicher anwendbare Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit CAFM-Systemen im Unternehmenseinsatz vorweisen können. Ergo ist der Lehraufwand, die Anwenderschulung entsprechend umfangreich auszugestalten, sehr hoch und kostenintensiv. Das schreckt viele kleine und mittelständische Unternehmen vor entsprechenden Investitionen ab.

So wie es im Bauwesen Projektleiter mit entsprechender Ausbildung für Bauprojekte gibt, müsste es auch ausgebildete Projektleiter für CAFM-Projekte geben, mit einem hohen Grad an IT-Affinität, umfassenden Prozess-Analysefähigkeiten und übergreifenden Prozesskenntnissen aus allen infrastrukturellen, technischen sowie kaufmännischen Managementdisziplinen. Dies würde für beide Seiten einen enorm hohen Vorteil darstellen: Die Studierenden könnten entsprechende Fähigkeiten und Fertigkeiten im Rahmen ihrer Bewerbung vorweisen und die Unternehmen hätten bestens ausgebildete Generalisten mit hervorragender Entscheidungskompetenz in ihren Reihen.

Bildungsträger müssen umdenken

Bei den Bildungsträgern muss zukünftig ein radikales Umdenken für eine erfolgreiche CAFM-Ausbildung erfolgen. CAFM erfordert Generalisten und nur bis zu einem bestimmten Grad natürlich die Spezialisten. Dies muss sich künftig zwingend in der Ausbildung wiederfinden: Interdisziplinärer Einsatz entsprechender Softwareprodukte in allen Fachbereichen – egal ob bei zukünftigen Kaufleuten, Technikern, Architekten, Planern und schlussendlich natürlich auch bei den Dozenten selbst.

Die Systemhersteller stehen bereit und scheuen keinen Vergleich in einem offenen Bildungsumfeld. Erfolgreiches Autofahren lernt man durch Autofahren, CAFM-Anwendung lernt man durch Anwenden. Wir benötigen Macher und nicht nur Wissende.